Mir war Löws Mannschaft sympathischer, als sie noch schön gespielt hat; ich mag keine Mannschaften, die ihre Spiele durch Standards gewinnen. Gestern sind die beiden falschen Viertelfinalisten weitergekommen.

Aber ich bin da ein wenig zwiegespalten; tatsächlich freue ich mich auch, dass der Stil, den der DFB jetzt spielen lässt, die ganzen Eventfans verschrecken muss. Die Ausrichtung von 2010 war dazu geeignet, die Leute zu verzücken; es waren Spiele wie ein unerwarteter Kuss. Nach dem Spiel gegen England bin ich selig aufgewacht, obwohl mich nicht sehr viel an diese Mannschaft gebunden hat.

Heute sieht das Spiel aus wie ein Knoten, was reizvoll sein kann, aber nicht sehr spektakulär ist; allerdings spielt Deutschland diesen Knoten auch nicht sehr virtuos. Es ist einfacher, ein Spiel verickelt zu halten, wenn man die stärkeren Einzelspieler hat; vielleicht ist das das Problem der Nationalmannschaft gerade. Sie müssen keine SChwächen ausgleichen, wenn zwei Spieler an der Leistungsgrenze sind und der Rest solide bleibt, reicht das für die meisten Gegner. Das hat etwas prosaisches, ermüdendes, es ist Ingenieursfußball.

Leider bleibt jetzt noch immer die Aussicht auf Erfolg, der ja alles rechtfertigt. Das Fernsehen hört nicht auf, diesen Unfug zu wiederholen, und viel zu viele Leute plappern das nach. Aber ich wache heute morgen auf und habe Pelz auf der Zunge. Es ginge doch auch anders, ich habe das doch auch anders gesehen, es könnte doch Zauber in dieser Mannschaft sein; wohin ist der denn bloß verflogen?

Ich bin dafür, in Schönheit zu sterben. Es ist ein verdammtes Spiel, keine Schlacht. Es geht nicht um alles, es geht darum, Freude zu haben und zu machen.

Wahrscheinlich war Löws Mannschaft nie einem Titel näher als jetzt. Aber wenn es Schritte zurück sind, die zum Erfolg führen, sähe ich es lieber, man ginge sie nicht.