Mein lieber Herr Gesangsverein, zum Glück kam ich direkt zu den Hymnen vom Eisholen zurück. Ich glaube, wenn Eltern ihren Kindern sagen, sie sollen mal flott machen, haben sie das Tempo vor Augen, das Nigeria und Argentinien da hingelegt haben. Ich war überrascht, dass nach zehn Minuten nicht der Rasen qualmte.

Mir kams fast so vor, als würden anfangs beide das Spielfeld für einen Trichter halten, der sich nach hinten verjüngt; weswegen man die Außenverteidigerpositionen auch nicht zu besetzen brauchte. Das stabilisierte sich dann im Laufe des Spiels, sonst wäre das ganz noch lustiger geworden.

Ehrlich gesagt, ich bin begeistert von Nigeria. Kreativität ist eines der meistmissbrauchten Wörter im Fußballdeutschen – mit Ausnahme der Laufwege von Thomas Müller bedeutet Kreativität meist: hat sich nach einem ausgetüftelten Plan verhalten und präzise die Vorgaben umgesetzt. Nicht so bei Nigeria; die hatten immer eine situative Lösung, Allein der Pass in der paarundzwanzigsten Minute von Babatunde in die Spitze, sowas sieht man bei dieser WM leider ganz selten.

Blöd halt, zwei Gegentore nach Standards zu bekommen. Aber ist es nicht das unperfekte, das Schönheit ausmacht? Die kleinen Macken, der Schönheitsfleck? Nigerias Spiel ist schließlich voll von kleinen Ungenauigkeiten, unvorhergesehen Momenten und dem ständigen Versuch, daraus wiederum etwas zu kreieren, das zumindest ein vorläufiges Ergebnis darstellt.

Oh, ich liebe sowas. Und Argentinien ist genau der richtige Gegner dafür, dieser Wahnwitzigen-Freistoßtrick – ein Kleinod. Eins gegen eins Situationen im Strafraum, riskante Grätschen, überall Raum, und wo kein Raum, dann Zweikampf, und immer wieder Endyema. Bisher wahrscheinlich mein Lieblingsspiel, ausgenommen das 5-2 der Franzosen gegen die Schweiz.

Leider ist dann im nächsten Spiel Schluß.