Ich hatte mir Strickzeug rausgelegt, und Bügelwäsche. Und ganz viele Haargummis, um mir Zöpfchen zu flechten. Oder was basteln! Ich wollte schon so lange wieder was basteln.

Man sieht, vom Spiel hab ich mir nicht viel versprochen; das würde wohl ähnlich unterhaltsam wie ein Kaffeekuchen-Nachmittag bei zwar netten, aber auch alten und nicht sehr weltgewandten Verwandten. Ich hab direkt den Geschmack von Flan im Mund, den gab es immer bei dieser Sorte Onkel und Tanten.

Und genau so wars dann ja auch, Kolumbien spielte exakt bis zum Tor, und danach konnte man den vergeblichen Bemühungen der Griechen zusehen, wie sie mit diesem seltsamen Ding, diese mit Luft gefüllt Schweinsblase, mit Schwerkraft und der Flexibilität der eigenen Kniegelenke umzugehen versuchten; das hatte schon etwas rührendes. Im Kontrast zu der kühlen, aber kraftvollen Eleganz Kolumbiens sahen Samaras und Holebas aus wie besoffene Fohlen. Mit einer Gemächlichkeit, die ans Entenfüttern gewahrte, verstolperten die Griechen vorne die Bälle. Vom Tempo her hatte das was von einer 3sat-Doku. Möglicherweise bin ich zwischendrin eingenickt.

Kolumbien macht das 2:0, unspektakulär wie Wurstbrot. Oh, aber es hätte noch spektakulär werden können, wäre Gekas der Ball ähnlich selbstverständlich von der Stirn getropft wäre wie der Schweiß, aber ach. Für Griechenland bleibt die Hoffnung, dass Fußball eine der ganz wenigen Sportarten ist, in der auch die erkennbar schlechtere Mannschaft gewinnen kann.

Und ganz am Ende macht Rodriguez, die Pappnase, meinen Tipp kaputt. Warum muss denn dem Cuadrado in der 93. Minute nochmal langweilig werden? Aber dafür hab ich jetzt die Zehennägel schön.