Als sich Thomas Hitzlsperger outete, war folgendes die Stellungnahme der Fifa:

„Die FIFA und der FIFA-Präsident unterstützen die Entscheidung von Thomas Hitzlsperger, seine sexuelle Neigung öffentlich zu machen. Leider herrschen im Fussball immer noch Vorurteile. Die FIFA bekämpft diese Vorurteile mit allen Mitteln und hofft, dass das Bekenntnis von Thomas den Respekt und das Verständnis im Fussball und darüber hinaus fördert. Seit Jahren verurteilt die FIFA vehement jede Form von Diskriminierung, auch wegen sexueller Orientierung – dies getreu ihren Statuten und der jüngst vom FIFA-Kongress verabschiedeten Resolution gegen Rassismus und Diskriminierung.“

Als die FIFA die WM nach Qatar vergab, bat Sepp Blatter homosexuelle Fans darum, bei einem Besuch bitte auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, aus Respekt vor dem Gastgeberland.

Inzwischen hat die FIFA dazugelernt: Als sich weltweit Proteste gegen die schwulenfeindliche, menschenrechtsbedrohende Gesetzgebung in Russland regten, raffte sich auch Blatter auf und forderte eine Stellungnahme – genau wie das IOC übrigens. Es ist eine Geste, könnte man sagen, aber es ist eben eine sinnlose Geste.

Denn die Protestnote blieb völlig wirkungslos. Das Gesetz gilt weiterhin, außer für die Sportler im Olympischen Dorf. Und obwohl es für sie nicht gilt, gilt es für sie doch, diesmal allerdings vom IOC verordnet:

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) droht an, Sportler von den Spielen auszuschließen, die während der Winterspiele in Sotschi im Februar 2014 für die Rechte Homosexueller demonstrieren. Das sei keine Sanktion, sondern ein Mittel, um Athleten zu schützen, die sich sonst zu einer politischen Aussage gezwungen fühlen könnten.

Kurzum: Man protestiert gegen ein Gesetz, um es dann selbst anzuwenden.

Fußballfans haben hier einen Testfall für das, was im Vorfeld der WM und währenddessen passieren könnte. Erst die Diskussionen über Schwulenhass, abgelöst von der Verwunderung und der Häme über die Zustände in Russland, abgelöst von Artikeln, die Russland in Schutz nehmen wollen und dann zu solchen Schlüssen kommen wie Benjamin Bidder auf SpOn: „Man muss schon beide Augen fest zudrücken, um nicht zu sehen, dass die Welt zu Gast ist bei Freunden.“

Man muss schon den Arsch offen haben, um zwei Sätze später die LGBT-Proteste einzugehen, bloß um zu sagen, dass man nicht die „die extrem schwierige Lage von Schwulen und Lesben in Russland beschönigen“ wolle. Stattdessen spart man sie einfach aus.

Aber was hilft es, hier aus der Ferne darüber zu schreiben? Es bräuchte Athleten, die sich positionieren. Was ihnen das IOC ja verboten hat, also bräuchte man zumindest Ex-Athleten. Tommie Smith und Billie Jean King, Delegationen, wie sie die USA zusammengestellt haben.

Es bräuchte Sportler, die die Diskussion in die Hand nehmen.

Ich bin da ganz bei Jens Weinreich. Es sind noch vier Jahre, da wird sich ja wohl jemand finden lassen.