Zunächst einmal: ich vermisse die irischen Fans. Das waren die einzigen, die die Größe hatten, es sich egal sein zu lassen, wenn ihr Gesicht auf den Videowürfel auftauchte. Bei den anderen Kamerajublern kann man beinah den Eindruck gewinnen, sie seien bei der EM, um sich geil zu finden. Das immerhin müssen sich die Iren gar nicht beweisen, sie sind es einfach.

Tschechien – Portugal 0:1

Mir hat gut gefallen, was die Tschechen gespielt haben. Den Mut muss man defensiv haben, ausgerechnet Portugal Schüße aus 20, 25 MEtern anzubieten. Das hatte was von posen: Ihr mögt ja Ronaldo haben und Nani und Meireles, wir aber haben: Peter Cech. Ein Mann wie das Riesengebirge. Mit Stollenschuhen nicht zu überwinden.

Und davor haben sie viel Mut und viel Lust. Allein Jiracek wurde ja ganz hibbelig, wenn er nicht alle drei Minuten in einen Zweikampf durfte. Couragiert nennt man das im Lokalsport, mutig in den Sportteilen der großen Zeitungen, ‚mit breiter Brust‘ sagt man im Fernsehen, ich sage dazu: laufintensiv.

Portugal hingegen anfangs mit der Passgenauigkeit einer Stoßstange nach einem Auffahrunfall. Und wie immer, wenn es nicht gut läuft, stellt Ronaldo von Quadrille auf Bauchtanz um und versucht, es ganz alleine zu shaken, während ihn ein halbes dutzend Männer anschmachten. Bis er an einer Stange scheitert. Als hätte er sich verkleinert.

Mich befällt bei Portugal immer ein snobistisches Behagen, denn während sich ganz Twitter über CR7 auslässt, habe ich großes Vergnügen an Nani. Diese Ballkontrolle! Diese Flanken! Dieses Uneigennützige! Ich komm mir dann ähnlich vor wie jene Idioten, die bei Fluch der Karibik Johnny Depp geht so finden, aber sobald Geoffrey Rush auftaucht sich vor Aufregung fast einmachen.

Was in der tschechischen Kabine zur Halbzeit gesprochen worden ist, lässt sich kaum erahnen. Vielleicht hat Cech sich beklagt, dass er zu wenig aufs Tor bekommen hat und man ihm doch auch bitte was zu tun geben solle. Zusehends versumpften sie vor dem eigenen Tor, bis Selassie in der 79. endgültig vom Barhocker fiel. Der unvermeidliche Ronaldo trifft versehentlich den Pfosten nicht, 1:0. Da hätte man die Kiste schon ausmachen können, die tschechische Taktik sah eh keine eigene Torchance bis zum Elfmeterschießen vor. Bis zum Abpfiff hatten sie noch gefühlte fünf Ballkontakte.

Na gut, hab ich noch ein Spiel mehr, um herauszufinden, ob Meireles gerade die Haare ausfallen. Ein Iro als Glatzenfrisur! Da könnte Ronaldo aber mal sowas von einpacken.