Laurent Blanc ist ein erstaunliches Kunststück gelungen: Frankreich blamiert sich nicht mehr, aber man sieht, wenn sie gewinnen, nicht, wie gut sie sind. Ich für meinen Teil hätte, wenn ich mir das gestern nicht notiert hätte, schon längst wieder vergessen, was die Franzosen gestern zur besseren Mannschaft gemacht hat; eingefallen wären mir höchstens die Eckbälle. So aber hat die Hoffnung nun wieder einen Namen: Samir Nasri. Mit der Kreativität eines Marseillais auf Parkplatzsuche fand er Räume, wo ein anderer nur Hindernisse sehen kann. Ein sehr intelligentes Flügelspiel und Spieler, die das Tor treffen können: das hat gereicht. Interessant war, wie hoch die Franzosen verteidigt haben, gerade auch, weil Mexes für so eine Art des Spiels normalerweise viel zu unbeweglich ist, im Kopf wie in den Beinen. Aber M’Vila hat das mit großer Entschlossenheit wieder ausgeglichen: in Frankreich fühlt man sich durch ihn hin und wieder an Vieira erinnert; bisher fehlt ihm die schiere Präsenz, aber sonst kann ich nicht viel falsches finden an diesem Vergleich.

Auffällig war, wie hilflos Deutschland im Spielaufbau war. Kroos war derart mit sich selbst beschäftigt, dass Khedira sich gezwungen sah, den Taktgeber zu spielen; aber man macht nicht den Bauarbeiter zum Architekten. Erschwerend kam hinzu, dass die Außen, vor allem aber Reuss, rumstanden wie ungeladene Gäste auf einer Party; hätten die hässlichen Trikots Hosentaschen gehabt, Reuss hätte sich seine Hände drin vergraben und einen Buckel gemacht.

Und Aogo. Mein Anwalt rät mir, zu diesem Thema zu schweigen.

Mich jedenfalls hat das Spiel einigermaßen beruhigt, gegen England, Ukraine und Schweden wird das wohl reichen, hoffentlich. Und die Lehre für Deutschland kann ja nur sein, Schweinsteiger zwei Monate vor Turnierbeginn zu einer Art Sicherheitsverwahrung in eine Gummizelle zu sperren, damit er sich auf gar keinen Fall verletzt. Sonst muss Khedira wieder Dirigent spielen. Und der hört in seiner Freizeit am liebsten Bushido, das muss ja jetzt auch nicht sein.