Loic Rémy, französischer Stürmer, sieht das Endspiel gegen Bosnien-Herzegowina mit der notwendigen Contenance. Er sei, sagte er, ‚bereit, in den Krieg am Dienstag zu ziehen‘.

Es gibt hunderte Zitate über Fußball und Krieg. Das bekannteste von Rinus Michels wird immer falsch wiedergegeben, als ‚Fußball ist Krieg‘. Gesagt hat er tatsächlich: ‚Spitzenfußball ist wie Krieg. Bist du zu lieb, bist du verloren.‘ Und wenn Du sehr schnell vor dem Gegner wegläufst, bindet man Dir ein schwarzes Tuch vor die Augen und dann bist Du bald im Himmel. In der Reihe schräger Analogien ist vielleicht Miroslav Blaevi am konkretesten geworden, als er sagte: ‚Fußball, das ist wie Krieg. Es gibt Strategien und Attacken. Und manchmal stirbt einer.‘ Zum Beispiel durch Tretminen. Und: Männer, die daran teilnehmen, haben manchmal Haare auf dem Kopf.

Diese Äußerungen sind Teil einer Selbstinszenierung, einer Selbstdarstellung der Stärke und der Männlichkeit (geht übrigens auch bei Frauen). Tatsächlich sind Krieg und Sport Antagonisten. Als im Mittelalter im englischen Hochland Dörfer damit begannen, sich auf Feldern um bunt angemalte Schweinsblasen zu balgen, verboten schottische und englische Könige das mit schnöder Regelmäßigkeit: sie fürchteten das Verletzungsrisiko, es kam schließlich fortwährend zu Knochenbrüchen und anderen Kleinigkeiten, die eine weitere Verwendung in den königlichen Kriegen schwierig machten.

Das Bild dort oben zeigt einen britischen Offizier im Jahr 1916, der den Sturm auf die deutschen Schützengräben mit einem weiten Abschlag einleitet. Eine andere Geschichte hat Christian Carion verfilmt, sie spielt im Dezember 1914: Am Weihnachtsfest treffen sich die verfeindeten Soldaten, singen Lieder und spielen gemeinsam Fußball. Als die Heeresleitungen davon erfahren, lösen sie die Einheiten auf und versetzen sie an andere Frontabschnitte.

Es ist albern. Diese Katastrophendiskurse, das Gerede von Fußball als Krieg, ausgerechnet gegen Bosnien-Herzegowina, ein Land, dessen Einwohner den Unterschied mit ziemlicher Sicherheit kennen. Im Gegensatz dazu ist Fußball wie Gras rauchen und auf Janis Joplin tanzen, Peace!

Aber das kann man ja nicht sagen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn Loic Rémy in den Spiegel blickt, er sich ungefähr so sieht. Tatsächlich aber ist er eher so.